- Haust du meinen Juden, hau ich deinen Juden
- Haust du meinen Juden, hau ich deinen JudenDiese Redensart findet sich in dem Lustspiel »Der Datterich« des hessischen Mundartdichters Ernst Elias Niebergall (1815-1843), wo es in der 1. Szene des 6. Bildes heißt: »Haagste mein Judd, da haag ich Dein aach.« Sie geht wohl auf die Erzählung »Die zwei Postillone« aus Johann Peter Hebels »Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes« (1811) zurück. Darin »erziehen« zwei Kutscher ihre Passagiere, zwei Geschäftsleute, auf grobe Weise zu weniger Knausrigkeit beim Trinkgeldgeben: An einer engen Straßenstelle kommen die Kutschen nicht aneinander vorbei, die Kutscher tun so, als gerieten sie in Streit und schlagen mit ihren Peitschen auf jeweils des anderen Fahrgast ein. Mit den Worten »Du sollst meinen Passagier nicht hauen; er ist mir anvertraut und zahlt honett, oder ich hau den deinen auch« wird den Geschäftsleuten klargemacht, wie sehr sich die Kutscher um ihr Wohlergehen kümmern und dass diese Fürsorge eine bessere Entlohnung verdient. Zuvor hatte einer der Passagiere sich über den Aufenthalt mit der Frage, ob sie denn nochmals vierzig Jahre warten sollten, beschwert. Wegen dieser Anspielung auf die im Alten Testament beschriebene vierzigjährige Wanderung der aus Ägypten geflohenen Israeliten wurde wahrscheinlich die Formulierung »Haust du meinen Juden, hau ich deinen Juden« im 19. Jahrhundert zur geflügelten Redensart, die im Sinne von »Wie du mir, so ich dir« gebraucht wurde. Eine weitere Quelle ist das Gedicht »Die beiden Juden«, das Karl Simrock 1831 schrieb. Darin wird ein Streit darüber geschildert, ob ein gläubiger oder ein aufgeklärter Jude sich besser zum Pächter eines Landgutes eigne. Eine Zeile des Gedichts lautet: »Freund, schlägst du meinen Juden, schlag ich deinen«. - Die Verwendung des Zitats kann heute, nach der Massenvernichtung der Juden im Dritten Reich, als anstößig empfunden werden.
Universal-Lexikon. 2012.